Haltung von Seramas

Aufgrund der regelmäßigen Nachfrage nach der Haltung von Ayam Seramas möchte ich nachfolgend nach nunmehr mehrjähriger Erfahrung meine Erfahrungen schildern und einige Besonderheiten aufzeigen. Der Bericht bezieht sich auf das reinrassige, malaysische Serama und nicht auf die Vielzahl der verbreiteten europäischen bzw. amerikanischen Mischungen.

 

Das Serama im Original kommt aus Malaysia. Dort herrscht fast überall immer feuchtes, tropisches Regenwaldklima mit meist ganzjährig hohen Niederschlagsraten. Dies sind nahezu Parameter wie in einem Brutapparat. Diesem Klima haben sich die Seramas hervorragend angepasst: sie haben im Vergleich zu unseren hier gehaltenen Hühnern ein kürzeres und knapperes Federkleid, müssen mit Hitze zurechtkommen und dazu in der Lage sein, den Körper in der Mittagshitze runter zu kühlen (durch Hecheln und Abstellen der Flügel).

 

Dagegen herrscht bei uns eine grundlegend andere Witterung: Wir haben verschiedene Jahreszeiten mit unterschiedlichem, in der Regel der jeweiligen Zeit entsprechend typischem Wetter. Unsere hiesigen Hühner sind an die verschiedenen Jahreszeiten gewöhnt und entsprechend gerüstet. Sie kommen problemlos mit der ganzen Bandbreite des Wetters zurecht, sie können Kälte, nass-kaltes Wetter und raue Temperaturen ebenso vertragen wie Sonne. In der Regel vertragen unsere jahrzehntelang hier gezüchteten Hühnerrassen kühleres Wetter sogar besser als extreme Hitze.  

 

Betrachtet man das Herkunftsland der Seramas, so lassen sich grundlegende Rückschlüsse in Bezug auf deren Ansprüche an die Haltung ableiten. Malaysische Seramas sind Sonnenanbeter, sie lieben die Wärme und Sonnenstrahlen. Bei nass-kaltem Wetter reagieren sie schnell mit Unbehagen. Wie alle Lebewesen vertragen auch Seramas keine Zugluft und können dann erkranken.

 

Innenhaltung versus Außenhaltung

Nun stellt sich die Frage, was kann man tun, damit sich die Seramas bei uns wohl fühlen und gesund bleiben?

Hierzu habe ich verschiedene Haltungsformen erprobt: Zum Einen die Innenhaltung während der Herbst- und Wintermonate in einem Gartenhaus und zum Anderen die konventionelle Haltung im Stall und Freigang, um die Tiere an die Gegebenheiten zu akklimatisieren.

 

Innenhaltung

Auch bei der Innenhaltung habe ich auf eine Heizung verzichtet, da die hierdurch entstehende trockene Luft für die Gesundheit der Tiere nicht bekömmlich ist. Auch werden innen gehaltene Seramas aufgrund der Trockenheit schnell struppig im Federkleid und so unansehnlich. Hier ist ein Befeuchten der Federn unerlässlich und es ist gar regelmäßiges Baden notwendig. Ebenso ist auf die hühnerspezifischen Bedürfnisse Rücksicht zu nehmen: Ein Sandbad, eine erhöhte Sitzmöglichkeit, ein (Pflaster-)Stein zum Abnutzen des Schnabels und der Krallen sind unerlässlich. Auf diese Weise habe ich die Seramas immer sicher durch den Winter bringen können.

Ein ständiges Problem bei der Innenhaltung ist - besonders in den warmen Sommermonaten - der Befall von Milben. Diese können sich explosionsartig vermehren und die Seramas regelrecht pisacken. Das kann bei starkem Befall durch die Blutsauger von einer akuten Schwächung bis zum Tod der Tiere führen. Von daher sind Ritzen, in die sich die Milben verkriechen, zu versiegeln. Alle Ecken und Kanten sind regelmäßig mit Kieselgur zur Bekämpfung des Ungeziefers einzustäuben.

Eine grundsätzlich im Haus ausgerichtete Haltung der Seramas ist aus Gründen der hühnerspezifischen Bedürfnisse abzulehnen, aber auch aufgrund der extremen Staubentwicklung. Von daher soll diese Form der Haltung an dieser Stelle nicht weiter vertieft werden.

 

Außenhaltung

Bei der natürlichsten Form der Hühnerhaltung sind einige Grundregeln zu beachten. Wichtig ist, dass die Tiere in den warmen Monaten gut an die Außenhaltung herangeführt und gut konditioniert werden. Unerlässlich ist eine trockene, gut isolierte und zugluftfreie Unterkunft mit Zugangsmöglichkeit zu einem geschützten Außenbereich.

Hier ist darauf zu achten, dass Seramas vor Raubtieren geschützt werden. Der Schutz seiner Tiere gegen Übergriffe durch Greifvögel, Marder, Füchse, streunende Hunde oder wildernde Katzen  gehört zu den grundlegenden Aufgaben, die jeder Hühnerhalter sicher zu stellen hat. So ist eine gute Einzäunung und je nach Lage des Auslaufs auch eine Übernetzung unverzichtbar.

Seramas benötigen für ihr Wohlbefinden keine großen Flächen. Ihnen reichen kleine, aber abwechslungsreich, interessant strukturierte Ausläufe. Seramas stehen auch gerne etwas erhöht und hüpfen gerne auf Steine oder ähnlichem.

Die Flugfreudigkeit der Seramas ist nicht stark ausgeprägt, wenn diese nicht aufgescheucht oder erschrocken werden, neigen sie nicht zum Überfliegen von Zäunen.

 

Bei der Außenhaltung entwickeln die Seramas ein vollkommen anderes Federkleid. Dieses wird zunehmend fester und dichter anliegend und kann so den verschiedenen Witterungseinflüssen besser trotzen. Zudem erhält das Gefieder einen wunderbaren Glanz. Ungefilterte Sonnenstrahlen sind für die Vitamin D Bildung unentbehrlich und man sieht regelrecht, wie die Hühnchen Kraft auftanken.

Seramas lieben es, durch den ganzen Garten zu wandern und alles zu erkunden.

Im Winter muss auf jeden Fall bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt eine frostfreie Unterkunft zugänglich sein.

Wenn man ihnen Schutz vor nass-kaltem-windigen Wetter in Form von Rückzugsmöglichkeiten zur Verfügung stellt, können die Seramas selber entscheiden, wo sich diese gerne aufhalten möchten. Zugluft ist unbedingt zu vermeiden und schädlich.

 

Fazit

Die kombinierte Stall- und Außenhaltung ist mit Sicherheit die dem Wohlbefinden der Tiere am wohlträchtigsten und sollte folglich angestrebt werden. Frische Luft (keine Zugluft!), gute und ausgewogene Ernährung sowie Zuwendung sind die beste Grundlage für Gesunderhaltung, Vitalität und Wohlbefinden.

Mit dem nötigen Fingerspitzengefühl und einer guten Konditonierung lassen sich auch malaysische Seramas sehr gut in unseren Breitengraden halten und akklimatisieren sich erstaunlich schnell. Von daher sollte die Außenhaltung mit dem gebotenen Feingefühl - immer mit einem wachsamen Auge auf das Wohlbefinden - angestrebt werden.

 

Das Kopieren des Textes - auch auszugsweise - ist nur unter Angabe der Quelle zulässig. © Thomas Osterath 19.12.2016